„Kampf gegen Windräder wird fortgesetzt“
NIBELUNGEN KURIER
Der Wormser Heinrich Hofmann ist Vorstand im FDP-Kreisverband Worms und Mitinitiator des bundesweit agierenden „Aktionskreises Energie & Naturschutz (AKEN)“. Laut des Diplom-Ingenieurs ist der AKEN eine „gemischte Gruppe von liberal und tolerant denkenden Personen“, die sich sachorientiert und faktenbasiert für eine sichere und bezahlbare Energieversorgung und den Landschafts-, Natur- und Artenschutz einsetze. Dieses heterogene Team bestehe aus „kompetenten und berufserfahrenen Unternehmern, Akademikern und Facharbeitern“. Auch mehrere Professoren seien im AKEN engagiert und brächten ihre entsprechenden Expertisen in den vorgenannten Bereichen ein.
Vor allem die strikte Ablehnung seiner Einstellung beim LandesWahlprogramm-Parteitag im September 2020 habe ihn bewogen, zusammen mit Parteikollegen in Schleswig-Holstein, den Aktionskreis AKEN zu gründen. Zunächst habe Hofmann den Kontakt zum „Berliner Institut für FestkörperKernphysik“ aufgenommen, denn dort werde derzeit der Dual Fluid Reaktor (DFR) entwickelt, laut Hofmann „eine neue Kernenergiegeneration, die inhärent sicher ist und den Reaktormüll ,auffrisst’, der in Castor-Behältern gelagert wird“. Diese neue Technologie werde in etwa 10 bis 15 Jahren zur Verfügung stehen. Auch in den USA, Dänemark, Großbritannien und Frankreich arbeite man laut Hofmann an dieser Technologie.
Heinrich Hofmann freut sich, „dass der AKEN mittlerweile der bedeutendste Aktionskreis in dieser Hinsicht ist“, auch überregionale Leitmedien zitierten inzwischen die Erkenntnisse des Arbeitskreises.
Nicht nur politisch betroffen
Umso erstaunter sei Hofmann demnach gewesen, als er von seinem Parteifreund und Wormser Stadtratsmitglied Alfred Koch erfahren habe, dass auf der Herrnsheimer Höhe ein sogenanntes Windkraft-Repowering-Projekt geplant ist und das vom Bauausschuss des Wormser Stadtrates am 6. Mai 2021 dem Projektentwicklungsunternehmen Juwi aus Wörrstadt quasi einen „gestalterischen Freibrief“ erteilt habe, indem der Stadtrat mit Mehrheitsbeschluss auf die Erstellung eines Bebauungsplanes für das betreffende Gebiet verzichtet habe.
Das Projekt ,so Hofmann, mit den riesigen Windrädern und gerade mal 1.000 Meter von der Wohnbebauung und dem Klinikum entfernt, sei glatt „durchgewunken“ worden. Trotz vorgetragener Einwände und erheblicher Bedenken seitens der FDP und der FWG/Bürgerforum habe die Stadt dadurch auf „wesentliche Einwirkungsmöglichkeiten bezüglich der gigantischen Windkraftanlagen verzichtet“, bedauert Hofmann.
Heinrich Hofmann fürchtet „Windradmonster mit fast 250 Metern Höhe – höher als der Mannheimer Fernsehturm – doppelt so hoch wie derzeit und mit einem Rotordurchmesser von 164 Metern!“ Der geplante Abstand zu den Wohnhäusern und dem Klinikum betrage dabei „gerade einmal gut 1.000 Meter“. Nicht nur als Leiselheimer Anwohner sei er damit „ganz und garnicht einverstanden“. Für solch riesige Anlagen müssten weit größere Abstände eingehalten werden, unterstreicht Hofmann.
Zu seiner Sicht als unmittelbar Betroffener kommt Hofmanns grundsätzliche Kritik an der Windenergie. Dabei sieht er den Abtrag krebserregender CFK/GFK-Microfasern an den hochbelasteten Flügeln bei 300 km/h Umfangsgeschwindigkeit sowie ihre Verbreitung über weite landwirtschaftliche Flächen und Wohngebiete für sehr besorgniserregend. Auch die Frage nach dem Recycling dieser Flügel sei noch ungeklärt. Zu bedenken sei ebenso, dass für das Innenleben der Flügel das leichte Balsaholz aus den Regenwäldern ecuadorianischer indigener Stämme verwendet würde. Über allem stünden aber die gesundheitlichen Risiken durch den entstehenden Infraschall. Dass Gesundheitsschäden auftreten zeige laut Heinrich Hofmann das jüngste „Toulouse-Urteil“ aus Frankreich, das jetzt auch höchstgerichtlich bestätigt wurde. „Die Räder dort seien aber wesentlich kleiner als die bei uns vorgesehenen“, ergänzt Hofmann und erwähnte, dass natürlich jeder Einzelfall anders zu beurteilen ist.
Darüber hinaus sieht Hofmann die mögliche Zerstörung der dort liegenden Naherholungsgebiete in Herrnsheim und Leiselheim sowie einem „Druck auf die Immobilienpreise für betroffene Besitzerinnen und Besitzer“. Auch den Tourismus und das Landschaftsbild sieht Heinrich Hofmann gefährdet, würden die riesigen Räder doch die Silhouette der Stadt nachhaltig und dominant beeinträchtigen. „Unsere Region hat längst ihr Windkraft-Soll erfüllt“, fügt Hofmann hinzu.
Informationspolitik kritisiert
Neben all dem stört Hofmann die Informationspolitik der Stadt und der beiden Ortsbeiräte Leiselheim und Herrnsheim. So sei „entgegen der in der Gemeinderatssitzung in Leiselheim im September gegebenen Zusage“ die Presse nicht darüber informiert worden, dass am 16. November die Betreiber des Projektes dies der Bevölkerung vorstellen werden. Erst im Nachgang durch die Tagespresse hätten die Meisten von den Planungen bzw. den Terminen erfahren. „Wer liest denn als ,Normalbürger’ auf der Stadt-Homepage die ,Amtsblätter’“, fragt sich Hofmann.
So lud Heinrich Hofmann per Flyer, – in Briefkästen verteilt – die betroffenen Haushalte in Leiselheim und Herrnsheim für den 5. Januar erneut zu einer Informationsveranstaltung für die Bürgerinnen und Bürger ein. Hier informierte auch Fachanwalt Thomas Mock, ebenfalls Mitglied des AKEN und seit 30 Jahren mit dem Thema Windkraft beschäftigt. Der Einladung seien auch zahlreiche Interessierte gefolgt, wobei es Hofmann wichtig war, auf die Einspruchsfrist gegen das Projekt hinzuweisen, die am 7. Januar endete. Fristgerecht hätten aber mehr als 40 Personen ihre Einsprüche geltend gemacht, worüber sich Hofmann freut – auch als Initiator einer neuen Bürgerinitiative gegen das Repowering-Projekt.
Zunächst setzte er seine und die Hoffnungen aller Betroffenen auf den 23. Februar, an dem ein öffentlicher Erörterungstermin im Rathaus zu den Einsprüchen stattfinden sollte. Er wünscht sich eine „breite Front“ gegen das Projekt, wobei er weiß, „dass uns immer noch der Klageweg bleibt, sollte es dennoch realisiert werden“.
Doch am Montag wurde Hofmann von der Stadt schriftlich informiert: „Die aktuelle Pandemielage und die umfassende Prüfung der Einwendungen machen eine Verlegung erforderlich. Ein neuer Termin wird zu gegebener Zeit im Amtsblatt der Stadt Worms sowie auf der Homepage der Stadt Worms bekannt gemacht. Die Einwender werden über den neuen Termin zusätzlich schriftlich informiert.
Quelle: Nibelungen-Kurier
3. Februar 2022