Wormser FDP nominiert Ricarda Artelt als OB-Kandidatin
WORMS – Für den Wormser FDP-Vorsitzenden Dr. Jürgen Neureuther könnte es bei der anstehenden Oberbürgermeister-Wahl im Herbst so laufen: Am 4. November gibt es keinen Kandidaten mit der absoluten Mehrheit, Amtsinhaber Michael Kissel (SPD) muss in vierzehn Tagen noch einmal antreten – gegen Ricarda Artelt von den Liberalen. „Und in der Stichwahl ist alles offen“, startete Neureuther am Dienstagabend in den Wahlkampf. Nachdem sich der Parteivorstand vergangene Woche für die 44-Jährige aus Flörsheim-Dalsheim entschieden hatte, bestätigte jetzt die Mitgliederversammlung ihre Nominierung. Von zwölf anwesenden stimmberechtigten FDP-Mitgliedern gaben ihr elf die Stimme, es gab eine Nein-Stimme.
Die so auf den Schild Gehobene betonte, dass es ihr „eine große Ehre“ sei, für dieses Amt zu kandidieren. Worms sei „eine tolle Stadt mit viel Potenzial“, das aber noch nicht ausgeschöpft sei. Die ursprünglich aus Essen stammende Frau war 14 Jahre in der Energiewirtschaft tätig, hatte Neureuther in der Vorstellung der Kandidatin hervorgehoben.
Artelt selbst fügte hinzu, dass sie bei RWE alle Marketing-Segmente durchlaufen habe. Zum Thema Wirtschaft machte Artelt dann eine klare Aussage: Sie werde sich für eine Reduzierung der Gewerbesteuer um zehn Prozentpunkte einsetzen, um Betriebe in Worms zu halten und neue nach Worms zu holen. Eine klare Absage erteilte sie einem Dieselfahrverbot, weil dies gerade mittelständische Unternehmen hart treffen könne. In der Innenstadt sieht Ricarda Artelt deutlichen Optimierungsbedarf, was die Einzelhandelsgeschäfte anbelangt. Vor allem gehe es hier um einen Wandel im Bewusstsein, um die Frage des Images, so die Marketing-Fachfrau. Es fehle Kaufkraft, die in die Stadt kommt. Auch im Tourismus sieht sie noch Potenzial, das nicht ausgeschöpft ist.
Ein großes Thema für die 44-jährige Mutter zweier Kinder ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Der Ausbau der Betreuungsangebote für Kinder unter drei Jahren findet sich in einigen Wahlprogrammen, aber Artelt geht noch einen Schritt weiter. Es müsse auch über partielle Übernachtungsbetreuungen nachgedacht werden, fordert sie. Bei immer mehr Alleinerziehenden in Berufen mit Schichtdienst wie bei Krankenpflege oder Polizei bestehe hier ein Bedarf, ist sie überzeugt. Sie selbst lebe getrennt, weshalb sie diesen Bedarf auch selbst kenne, berichtete sie der Mitgliederversammlung.
Aus den Reihen der Mitglieder kam viel Zustimmung, nicht zuletzt, weil die FDP es ohne jede Quote schaffte, eine Frau zu nominieren. Gefragt wurde, ob es im Vorfeld auch Versuche gab, mit anderen Parteien einen gemeinsamen Kandidaten oder Kandidatin aufzustellen, um so größere Chancen zu haben. Neureuther erklärte, nach den Erfahrungen mit dem damaligen Kandidaten Rudolf Strupp, den die CDU in dem Moment nicht mehr unterstützt habe, als die FDP ihn offiziell nominiert hatte, habe es mit der CDU keine Gespräche gegeben.
Mit den anderen kleinen Parteien habe man sehr wohl gesprochen, doch ohne zu einem gemeinsamen Ergebnis zu kommen.
Quelle: Wormser-Zeitung.de
9. August 2018